Eine Exotin am Ackermannbogen

Der Ackermannbogen e.V. engagiert sich zwar sehr für die biologische Vielfalt im Quartier, aber die Ansiedlung der Schlange, die hier in letzter Zeit öfters gesichtet wurde, war keine unserer Maßnahmen! Letzte Woche fiel das Tier in der KulturPassage zwei Nachbar:innen auf, die zuerst ihren Augen nicht trauten und in der NachbarschaftsBörse nach einer Kartonkiste fragten. Naja, der erste Reflex angesichts einer stattlich langen Schlange, bei der es sich um keine Blindschleiche, keine Ringelnatter oder Kreuzotter handelt heißt: Schnell Einfangen! Mit vereinter List bugsierten wir die heimliche Unheimliche in eine Kiste und alarmierten die Reptilien-Auffangstation, die auch sofort reagierte und anhand des Fotos die Art bestimmen konnte: es war eine Kornnatter, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und übrigens nicht giftig ist. Vermutlich lebte die Schlange hier als Haustier im Terrarium und entwischte ihren Haltern. Wie sich herausstellte, wanderte sie schon länger durchs Viertel, auf nebenan.de gab es bereits Bilder von ihr, aber jedes Mal verschwand sie wieder. Sie versuchte auch bei uns, wieder auszubrechen, aber erfolglos. Alles ging ziemlich schnell: Die Auffangstation bat uns die Polizei zu verständigen, die ihrerseits die Feuerwehr schickte, um die Ausreißerin abzuholen und der Reptilien-Auffangstation in sichere Hände zu übergeben.
Ob giftig oder nicht, wir fanden die Begegnung sehr aufregend! Auch wer sich vor Schlangen fürchtete, wollte sie doch unbedingt anschauen. Das macht die Anziehungskraft des Wilden, der Natur, die wir eben nie in allen Facetten erfassen, geschweige denn beherrschen können. Seltene, exotische Arten sind dabei umso attraktiver. Schon immer wollen Menschen das unbekannte Wilde in ihre Nähe holen. Verständlich. Sie müssen allerdings gar nicht unbedingt die Exoten einkaufen, um die Faszination des Ursprünglichen und Besonderen zu genießen. Tatsächlich sind die meisten der heimischen Tier- und Pflanzenarten bei uns inzwischen so selten, dass ihnen längst „Exoten-Status“ zukommt. Im Rahmen des BioDivHub-Projekts haben wir – eine Gruppe von ca. 60 Nachbar:innen – in diesem Frühjahr 25 bedrohte heimische Pflanzenarten auf unseren Balkonen angepflanzt, um ihr Gedeihen und ihre Wirkung auf die Wildinsekten zu beobachten und zu dokumentieren. Aber das ist eine andere Geschichte, über die wir bei nächster Gelegenheit wieder berichten. Infos zum BioDivHub-Projekt gibt es hier.