StadtAcker als Klassenzimmer

Schüler*innen des Theodolinden-Gymnasiums zu Besuch im Stadtacker

Unter den vielen Kooperationen von StadtNatur und StadtAcker mit Bildungseinrichtungen ist auch ein besonderes Schulprojekt: "Mensch und Mitwelt vor Profite" von Ökoprojekt Mobilspiel hervorzuheben. Hier geht es nicht nur um das Gärtnern, sondern auch um unser Wirtschaftssystem, unser Konsumverhalten und wie das mit dem Klima- und Bodenwandel, Artensterben, Armut und Flucht zusammenhängt.

Von insgesamt 3 Projekttagen verbringen die Schüler*innen einen in einem Gemeinschaftsprojekt, wie dem Haus der Eigenarbeit oder eben dem StadtAcker und lernen dort wie es sich anfühlen kann, gemeinschaftlich und biologisch zu garteln, direkt vom Acker die garantiert giftfreien Beeren, Gemüse und Kräuter naschen zu können und sich selbst eine gute Brotzeit daraus zu zubereiten. Dass Jungs und Mädels gleichermaßen Karotten und Rote Bete in dünne Sticks schnitzen und Kräuter für den Kräuterquark und -Hummus klein hobeln ist erfreulicherweise heute kein Thema mehr, wenn gleich auch kreative Schneidetechniken vorkommen.

Wir haben einen ganzheitlichen Bildungsauftrag

Nach der erfrischenden Brotzeit geht es sehr ernsthaft weiter:

Die Schüler*innen lernen das Weltacker-Projekt kennen: 2000 m2 hätte - wenn es gerecht zugehen würde - jeder Mensch auf dem Planeten zur Verfügung, um sich zu ernähren und zu kleiden. Zum Vergleich: Der StadtAcker hat 1000m2. Die Schüler*innen lernen mit dem Flächenspiel wieviel m2 ihre Lieblingsgerichte verbrauchen - jeder ahnt es schon: Der gemischte Salat ist viel Flächen- und Ressourcenschonender als das Schweineschnitzel mit Pommes. Aber wir haben ja gerade erst unsere super-leckere, gesunde und nachhaltige Brotzeit genossen, und wissen, dass ökologische und faire Ernährung viel Freude macht und mit Verzicht gar nichts zu tun hat.

Nur - Wissen muss man sich viel aneignen: Es kommt zum Beispiel die Frage auf, was ökologischer und sozial gerechter sei - regionaler Bio-Quark oder veganer Hummus aus eingeflogenen Kichererbsen? Wie wirtschaften die Kichererbsen-Bauern in Asien, können sie davon gut leben? Wie umweltschädlich ist der Transport?

Ich freue mich sehr, dass heute solche Fragen in den Schulen behandelt werden. Zu meiner Schulzeit in den 80ern war man als "Körndlfresser" oder Sonderling verschrien, wenn man globale Gerechtigkeit, Umweltkrise und Konsumverhalten zusammengedacht hat. In den Schulen kam Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht vor, obwohl die Themen von Klimawandel über Ausdehnung der Wüsten und Hunger längst auf dem Tisch lagen.

Unser Kooperationspartner Ökoprojekt MobilSpiel e.V. bietet als freier und mit dem Qualitätssiegels “Umweltbildung.Bayern“ ausgezeichneter Träger der Kinder- und Jugendhilfe schon seit 1985 Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder, Jugendliche, Familien und Multiplikator*innen an. Alicia Bilang von StadtNatur und ich freuen uns sehr, dass wir die Möglichkeit haben, im wunderschönen Stadtacker jedes Jahr viele Schüler der unterschiedlichsten Schulen und Jahrgangsstufen unseren Gemeinschaftsgarten zu zeigen und ihnen begreiflich zu machen, wie engagierte Bürger und Nachbarn des Ackermannbogens dieses kleine Paradies für das Neubauviertel erkämpft haben, das jetzt allen offensteht und zum beliebten Nachbarschaftstreff und auch zum Bildungsträger herangereift ist.

Text und Bilder: Ruth Mahla