Im Portrait – Gundermann

Für das Balkonprojekt „Naturschutz auf dem Balkon?“, von dem oben die Rede ist, haben wir auch den Gundermann ausgewählt. Eigentlich stehen auf der Auswahlliste nur seltene, sogar geschützte Arten, die wir über das Projekt bekannt machen wollen. Gundermann oder Gundelrebe (Glechoma hederacea) ist alles andere als selten, geschützt oder unbekannt. Auf landwirtschaftlichen Flächen wird er sogar bekämpft, trotzdem kommt er überall vor - hier bei uns und in ganz Mitteleuropa, über Asien bis Japan; in die USA, nach Kanada und Neuseeland ist er zusammen mit den Menschen eingewandert. Dass er von alters her genutzt wurde, bezeugen frühe Geschichten über seine Zauberkraft und die vielen Beschreibungen in Kräuterbüchern. Die Anwendung als Heilpflanze ist auf seinen Gehalt an ätherischen Ölen, Bitter- und Gerbstoffen zurückzuführen. Der Name Soldatenpetersilie verrät seine Verwendung als Gewürzkraut. Nach Petersilie schmeckt er nicht gerade - eher bitter-herb, typisch Lippenblütler - aber als immergrüne Pflanze kann man ihn auch im Winter sammeln; das war ein Vorteil in einer Welt ohne allzeit gefüllte Supermarkt-Regale. Als Gewürzkraut verwendet man Gundermann heute nicht mehr, unter garteninteressierten Menschen wird er aber wiederentdeckt: Wiesen-Aftereight ist z.B. ein beliebtes Rezept, bei dem die kleinen schokolierten Blättchen zum Dessert gereicht werden.

Und weshalb empfehlen wir Gundermann als Balkonblume? Nicht nur weil er unverwüstlich ist und auf jedem Balkon in Sonne oder Schatten überlebt und sich mit seinen Ausläufern sogar vermehrt. Er ist eine super Insektenpflanze: laut NaturaDB bietet er 40 verschiedenen Wildbienen-Arten Nahrung und laut Wikipedia den Raupen von 21 Schmetterlingsarten!
Außerdem hat er einfach sehr schöne Blüten. Wer sie bislang übersehen hat, könnte sie sich mal vergrößern – dann sehen sie aus wie Orchideenblüten.