Im Portrait: Der Winterjasmin – Jasminum nudiflorum

Farbe gewinnt! Das bestätigt sich gerade jetzt, in der monochromen Zeit. Bei einem StadtAcker-Spaziergang sind es die knallroten Habebutten, die den Blick auf sich ziehen, oder die leuchtend gelben Blüten vom Winterjasmin. Im ersten Moment fragt man sich, ob die Forsythien neuerdings schon im Januar blühen, so früh waren sie noch nie dran. Nein, genau hinschauen! die kleinen Blüten, die sich selbst bei Schnee und Eis öffnen, haben fünf oder sechs Blütenblätter, eindeutig Winterjasmin. Die Forsythien-Blüten sind immer vierblättrig, ihr gelb ist nicht so frisch und sie öffnen sich wirklich erst später, wenn die Tage wärmer werden. Ein wesentlicher, also nicht nur optischer Unterschied liegt aber in der Funktion der Blüten: Die der Forsythien enthalten weder Pollen noch Nektar. Die Forsythien, die wir in den Gärten anpflanzen sind Hybriden, die auf ihre schöne Blüte hin gezüchtet wurden. Bei dieser äußerlichen Schönheit geht es nicht darum, dass die Pflanzen Früchte und Samen entwickeln. Die Gärtnereien vermehren diese Art durch Stecklinge, Blütenpollen und die Bestäuber-Arbeit von Insekten sind damit verzichtbar. Paradox, denn von Natur aus haben Farben genau diesen Sinn: Bestäuber anzulocken, damit sich aus der Blüte Früchte mit Samen entwickeln, die die Vermehrung der Art sichern.
Freunde des naturnahen Gärtnerns kennen die Geschichte von der „ökologisch wertlosen“ Forsythie. Wollen wir sie nicht verurteilen und uns stattdessen am Winterjasmin freuen, zusammen mit den Wildbienen, denen er die erste Mahlzeit des Jahres bietet. Auch wenn man sich das überhaupt nicht vorstellen kann bei diesen Temperarturen, die einem beim Fotografieren die Finger abfrieren lassen - die Frühaufsteher unter den Insekten, wie die Frühlings-Pelzbiene oder die gehörnte Mauerbiene suchen gleich an den ersten warmen Tagen nach Nahrung. Und bis dahin, bis in den April hinein, öffnet der Winterjasmin laufend seine Knospen.
Im StadtAcker steht der Winterjasmin etwas versteckt am Zaun hinter der Gartenlaube. Er fühlt sich wohl im Halbschatten, wächst aber auch in voller Sonne. An den Boden stellt er keine besonderen Ansprüche, braucht allerdings eine Rankhilfe – einen Zaun, eine Wand, oder ein Gehölz, an das er sich anlehnen kann. Ursprünglich stammt er aus China und Tibet, gelangte schon früh nach Europa und war aufgrund seiner Winter-Blüte schnell beliebt und überall verbreitet.