Straßennamen am Ackermannbogen
Agnes Neuhaus wuchs in einem religiös geprägten Elternhaus auf. Nachdem sie Witwe geworden war, begann sie 1899, in der öffentlichen Armenpflege mitzuarbeiten. Noch im selben Jahr gründete sie den Verein zum guten Hirten, der 1903 in den Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder umbenannt wurde. Zu Beginn des ersten Weltkriegs existierten etwa 100 Ortsvereine, die ausschließlich von Frauen geleitet wurden. 1919 wurde Agnes Neuhaus Mitglied der Zentrumsfraktion in der Weimarer Nationalversammlung, der sie bis 1930 angehörte. In dieser Funktion übte sie maßgeblichen Einfluss auf die Sozialgesetzgebung aus. Mit Maria Juchacz, der Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, gelang es ihr, die freie Wohlfahrtspflege gleichberechtigt neben die öffentliche zu stellen. Nach 1933 wurde es um Agnes Neuhaus still. Sie starb 1944 in Soest. Ihr Fürsorgeverein wurde 1968 in „Sozialdienst katholischer Frauen e.V.“ umbenannt.
Centa Herker wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete nach Abschluss einer kaufmännischen Schule in einer Anwaltskanzlei. Seit 1925 war sie in der KPD politisch aktiv. Während der NS-Zeit wurde sie mehrfach verhaftet, von 1936 bis 1937 war sie im KZ Moringen interniert.
Nachdem ihr erster Mann, der Reichstagsabgeordnete Hans Beimler, im Spanischen Bürgerkrieg gestorben war, heiratete sie 1945 Hans Herker. Nach der Befreiung beteiligte sie sich mit ihrem Mann am Wiederaufbau der KPD in München. Später engagierte sie sich in der DKP und der Friedensbewegung. Centa Herker-Beimler starb 81-jährig in einem Altersheim für Freigeistige und NS- Verfolgte in Bayern.
Nach einem Studium der Rechtswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Pädagogik promovierte Elisabeth Kohn 1925 an der Universität München und wurde 1928 als eine der ersten Rechtsanwältinnen in Bayern bei den Landgerichten I und II sowie beim Oberlandesgericht zugelassen. Sie war Mitglied der SPD sowie des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und engagierte sich vor allem in der Liga für Menschenrechte. Da sie Jüdin war, wurde ihr 1933 die Zulassung als Anwältin entzogen. Mit Mutter und Schwester wurde Elisabeth Kohn am 20.11.1941 nach Riga verschleppt und vermutlich fünf Tage später zusammen mit weiteren 1000 Münchner Juden ermordet.
Geboren wurde der jüdische Journalist 1894 in Mergentheim. Schon früh hatte er Kontakt zur SPD. 1912 zog er nach München, wo er 1914 die JUSOS gründete. Nach der Novemberrevolution wurde Fechenbach Sekretär von Kurt Eisner. Später ging er als Zeitungsredakteur nach Detmold, wo er mit spitzer Feder gegen die Nazis schrieb. Am 7.8.1933 wurde er von SS-Mitgliedern ermordet.
Georg Birk, geboren am 11.10.1839 in Hirschdorf bei Kempten, gestorben am 23.09. 1924 in München, Gastwirt, Politiker. 1893 zog Birk als erster Sozialdemokrat in den Münchner Gemeinderat ein, dem er bis 1905 angehörte. Hier setzte er sich besonders für benachteiligte Bürger, eine menschenwürdige „Armen- und Waisenpflege“ und den sozialen Wohnungsbau ein. Darüber hinaus war Birk Reichstagsabgeordneter (1890 bis 1898 und 1903 bis 1906 ) und Landtagsabgeordneter (1899 bis 1907).
Landauer kam als Sohn jüdischer Eltern in Karlsruhe zur Welt. Der Publizist war verheiratet mit der Lyrikerin Hedwig Lachmann. Als Schriftsteller stand er dem Anarchismus nahe, er übersetzte etwa Kropotkin. Er schrieb auch Essays zur klassischen Literatur, Novellen und einen Roman. 1918 wurde er unter Eisner Mitglied des Arbeiterrates des Provisorischen Nationalrats in Bayern, später
„Provisorischer Volksbeauftragter für Volksaufklärung“ in der Räterepublik. Nach deren
Niederschlagung wurde er 1919 von „weißen“ Truppen ermordet.
(*1855 bei London) gehört zu den Pionierinnen der Frauenbewegung. Sie trug ihre Haare kurz und liebte Herrenjacketts. Mit 18 kam sie nach Deutschland und studierte in Leipzig als Gasthörerin Medizin. Sie war 1880 die erste Frau in Deutschland, die ein medizinisches Staatsexamen ablegte, promovierte und approbiert wurde. Mit ihrem Kommilitonen Otto Walther, mit dem sie zwei Kinder hatte, arbeitete sie in einer Frankfurter Praxis; nach ihrer Scheidung 1893 praktizierte sie ab 1896 mit ihrem zweiten Mann, Carl Lehmann, in München. Dort unterhielt sie auch einen Salon für Sozialdemokraten. Ihr 1886 erschienenes Buch über Familie und Gesundheitspflege gilt als wegweisend. Ab 1914 engagierte sich Adams-Lehmann als Friedenskämpferin in der “Union for Democratic Control”. 1916 wählt sie, 61-jährig, den Freitod – vermutlich wegen einer Tuberkulose- Erkrankung.
Deutscher Journalist. Zwischen 1933 und 1945 war Ackermann mit Unterbrechungen in den KZs Dachau, Buchenwald und Dora-Mittelbau inhaftiert. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs wurde er 1945 in München Direktor des Städtischen Nachrichtendienstes. Im April 1948 war er Gründer und Herausgeber des Münchner Stadtanzeigers. Ackermann stand lange Jahre dem Verband der Berufsjournalisten in Bayern als Vorsitzender vor. Von 1950 bis 1955 war Ackermann Mitglied des Bayerischen Senats.
Eigentlich Elisabeth Kaeser, geb. am 18.01.1882 und gest. am 27.10.1953 in München, Lehrerin. 1919 trat sie in die SPD ein, und wurde bereits 1920 in den Bayerischen Landtag gewählt, 1928 ein zweites Mal. Sie setzte sich vor allem dafür ein, Mädchen die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu gewähren, wie sie junge Männer hatten. Auch kämpfte sie für die Aufhebung des Heiratsverbotes von Lehrerinnen. 1933 wegen ihrer politischen Tätigkeit für die SPD aus dem Schuldienst entlassen, wurde sie nach dem Krieg rehabilitiert und als Referentin für Mädchenbildung ins Bayerische Kultusministerium berufen.
Geb. am 29.11.1947 in Günzburg/ Donau, gest. am 01.10.1992 in Bonn, Politikerin, Aktivistin in der Frauen- und Friedensbewegung. 1980 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Partei „Die Grünen“. Von 1983 bis 1990 war sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Besonders engagierte sie sich für den Erhalt und Schutz der Umwelt. 1992 wurde Petra Kelly unter nicht näher geklärten Umständen von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian getötet.
Geboren in Beilngries/Oberpfalz, war die Politikerin seit 1908 SPD-Mitglied. Mit 35, also 1920, wurde sie in den Bayerischen Landtag gewählt, dem sie bis 1932 angehörte. Von 1920 bis 1929 war sie Mitglied der KPD. Wegen ihrer Gegnerschaft zu den Nazis wurde sie während des Dritten Reiches mehrmals verhaftet. Nach 1945 trug sie dazu bei, in München wieder ein demokratisches Gemeinwesen zu schaffen. Sie starb am 1967 in München.
Therese Studer wurde 1862 in Senden an der Iller geboren. Sie arbeitete in einer Textilfabrik in Kaufbeuren. Dort gründete sie 1906 den örtlichen katholischen Arbeiterinnenverein und setzte sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der sozialen Situation von Arbeiterinnen ein. 1908 kam sie nach München und arbeitete weiter an der Expansion des katholischen Arbeiterinnenverbandes, zuletzt als Verbandsvorsitzende. Sie starb 69 jährig im Januar 1931.